Der Aufschwung der Freikörperkultur

Eine neue Badebewegung abseits der städtischen Sommerbäder, die aus der ungestillten Sehnsucht nach Freiheit in der Wildnis entspringt, hatte sich in Wien noch vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges angekündigt. Die Inseln östlich des Gänsehäufels in der Lobau wurden zunehmend von Sonnenanbetern frequentiert, die beim verbotenen Wildbaden aus purer Sinneslust zwanglos alle Hüllen fallen ließen.

Nach dem Krieg erlebte die 'Freikörperkultur' einen wahren Aufschwung in Wien. Es waren soziale Außenseiter, Unterstands- und Arbeitslose, die als Pioniere die vielen kleinen Nacktparadiese in der Wildnis der Donau-Auen besiedelten. . Das sprach sich alsbald auch unter den Wiener Arbeitern herum und zunehmend frequentierten auch sie die als Geheimtipp gehandelten FKK-Plätzchen in der Lobau.

Der steigende Zustrom und das gesellschaftliche Klima im Roten Wien ermutigten die Anhänger der Freikörperkultur, sich zu dem bislang verruchten Nacktbaden zu bekennen. Das 'Outing' war eng verknüpft mit der Bildung von FKK-Vereinen – wie dem 'Bund der Lichtfreunde', dem 'Treuebund' und dem 'sozialistischen Bund freier Menschen'. Letzterer erhielt 1927 von der Wiener Stadtverwaltung ein Grundstück am Biberhaufen gewidmet, mit der einzigen Auflage eines Sichtschutzes durch eine Umzäunung.

 
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